Alles nur geklaut

Wo sind die 90’s Kids, denen ich mit meiner Überschrift einen Ohrwurm beschert habe, weil die Prinzen im Kopf zu singen beginnen…? Tatsächlich musste ich in letzter Zeit immer öfter an dieses musikalische Meisterwerk denken, je tiefer ich in die Blogosphäre einsteige. Denn ich gewinne immer mehr den Eindruck, hier sei gar nichts mehr echt, sondern Alles nur geklaut. Ich meckere ja ungern, aber heute muss es mal wieder sein. Mimimi, here we go.

Alles nur geklaut

Gibt es eigentlich jenseits der millionenschweren (das dürft ihr in Bezug auf Follower, Reichweite und Geld sehen) Influencer noch „normale“ Blogger? Solche, die nicht mit Waschmittel im Bett kuscheln und eigene Duschgeldüfte designen, sondern sich Mühe mit Texten machen, die dann auch jemand liest? Immer mehr drängt sich mir der Gedanke auf: Nope. In der Lifestyle-Bloggerszene, in der ich mich bewege, bist du entweder ein Star, oder du bist ein Nichts. Entsprechend versucht also jedes Sternchen (als ein solches betrachte ich mich selbst!), an die Erfolge der Großen anzuknüpfen.

Keiner kriegt davon genug und alle halten mich für klug hoffentlich merkt keiner den Betrug!

Tipps hierzu gibt’s zu Genüge: „So wirst du zum Instagram Star – in fünf Schritten“- oder „Zehn Tipps, wie dein Blog sofort erfolgreich wird“-Beiträge schießen wie Pilze aus dem Boden. In allen steht ungefähr das gleiche: Kommentiere fleißig bei anderen Bloggern deiner Nische, sei aktiv in den sozialen Netzwerken, vernetze dich mit Blogger-Kollegen. Die Wahrheit ist eine ganz andere: „Vernetzung“ gibt es kaum noch in der Blogosphäre, weil jeder nur noch auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. MEINE Leser, MEINE Klicks – warum soll ich denn anderen etwas von meinem Ruhm abgeben…? Stattdessen werden Follower gekauft (come on, das ist mittlerweile Standard und kein Geheimnis mehr) und man engagiert sich in Kommentierrunden auf What’s App. Ominöse Instagram-Loops und Follow for Follow wird zum daily business. Was die anderen machen, interessiert mich nicht – Hauptsache, sie folgen mir zurück. 

Ich bin tierisch reich, ich fahre einen Benz, der in der Sonne glänzt

Mein Weltbild kam gehörig ins Wanken, als ich mich selbst in eine solche illustre Runde einladen ließ. Irgendwie hatte ich ganz naiv erwartet, man diskutiert dort über Blogbeiträge, tauscht sich aus und ist nett zueinander. Auch hier hat mich die Realität eingeholt. Jeder klatscht seinen Link hin und bekommt Kommentare oder Likes, wenn er auch vorher brav alle anderen geliked hat. Wenn nicht, gibt’s Gezicke. In besagter Runde habe ich Blogger getroffen, die ich ehrlich gesagt immer ein bisschen als Vorbild angesehen habe. „Wow, sind die groß, haben die viel Interaktion auf ihren Kanälen. Wahnsinn, wie sie sich ihre eigene Community aufgebaut haben!“, dachte ich immer bewundernd. Und nun weiß ich: Keiner der Kommentare ist echt. Und das eigentlich Schlimme daran: Jeder weiß es – und alle finden es okay. „Die Firmen gucken halt nur auf die Zahlen – mir doch egal, ob 38 Mal „cooler Post“ unter meinen Beiträgen steht und sich die 10k mein Profil gar nicht angeguckt haben!“, Zitat einer Fashion-Bloggerin, die ich hier besser nicht erwähnen möchte. Merke: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Irgendwie hätte ich der Szene mehr Rückgrat zugetraut und ich fühle mich wie das Dummchen vom Dorf, das ernsthaft dachte, man könne mit gutem Content die Welt bewegen. Und nicht zuletzt weiß ich gar nicht, wie ich mit meinen Erkenntnissen umzugehen habe – bleibt mir etwas anderes übrig, als mitzumachen, um nicht völlig unterzugehen?

Ich bin ein großer Held und ich reise um die Welt ich werde immer schöner durch mein Geld

So tut man also, als ob. Das Starterkit: Strandurlaub, Bauchmuskeln, flauschigen Hund im Handtaschenformat und für die #relationshipgoals einen süßen #boyfriend. So werden Profile austauschbar, Persönlichkeiten schwinden und man wird nur noch anhand der Herzchen unter den Bildern bewertet. Der Teufelskreis ist klar: Schöne Zahlen sorgen für Sponsoren sorgen für Geld. Ob das alles Fake ist oder nicht…? Interessiert längst keinen mehr. Denn eigentlich ist allen klar: Es ist nichts echt, mit Geld ist alles käuflich – nicht zuletzt Reichweite auf Instagram und Facebook. Und mit der wiederum lässt sich nicht schlecht Kohle machen. Die Entwicklung der sozialen Netzwerke tut ihr Übriges dazu: Mindestens drei Mal am Tag rät Facebook mir, doch endlich mal meine Beiträge zu bewerben, um noch mehr Leute zu erreichen. Nein danke, das möchte ich eigentlich nicht – aber muss ich vielleicht in Zukunft, dass tatsächlich Interessierte überhaupt mitbekommen, was es Neues bei mir gibt…?

Bleibt zu Guter letzt noch eine Frage:

Wer hat dir das erlaubt?

Gerne dürft ihr mit mir diskutieren, wie ihr zu diesem Thema steht!

Eure Marie

24 Kommentare
  1. Blanca
    Blanca sagte:

    Danke für diesen sehr schön aufgemachten Beitrag mit echtem Inhalt! Ich stelle wieder mal fest, wie naiv ich doch bin. Ich hätte nicht gedacht, dass da so viel Fake ist. Was nützen den Firmen „Influencer“, die keine echten Follower haben? Hauptsache der Rubel rollt … Ätzend. Da schreibe ich lieber weiter als unbekannter kleiner Blog, aber ich kann morgen (und übermorgen und nachübermorgen…) noch in den Spiegel schauen. Ich vernetze mich gern mit anderen Bloggern, schaue, was sie so treiben und tausche mich gern aus. Es gibt uns also noch!

    Antworten
  2. kunterdunkle
    kunterdunkle sagte:

    Daumen hoch für deine Einschätzungen und Erfahrungen.

    Schade, dass die Entwicklung in diese Richtung geht – und es scheinbar kaum jemanden stört.
    Ich bleibe da lieber bei den Bloggern, bei denen ich zumindest das Gefühl habe, dass sie ehrlich sind und erfreue mich an ihren Beiträgen.

    Antworten
  3. Julia
    Julia sagte:

    Sehr sehr schöner Post!
    Finde das mit den Likes „erkaufen“ auch sehr schade. Denn hinter jedem Blog steckt auch soviel Mühe die meiner Meinung nach richtige Anerkennung verdient. Alles was ich kommentiere, lese ich mir auch vorher durch. Soviel Wertschätzung sollte man entgegenbringen!
    Umso mehr schade, dass es immer nur noch um Zahlen geht.

    Ganz liebe Grüße,
    Julia

    Antworten
  4. Nina
    Nina sagte:

    Hallo liebe Marie,
    bin durch Zufall über Google auf deinen Blog gestoßen und muss sagen, gerade dieses „nicht-austauschbare“ Format wie in deinem Blog finde ich richtig angenehm und erfrischend. Ich bin gerade dabei, den Blog nach und nach durchzuschauen und habe schon so viele interessante Einträge entdeckt und finde alles super gut durchgemischt. Vor allem kommt es ehrlich rüber und du sagst auch mal deine Meinung über Produkte, die dir nicht so gefallen … das findet man total selten, da normalerweise bei den gesponserten Blogs immer klar ist, woher der Hase läuft. Da mir dein Blog jetzt einfach so positiv aufgefallen ist, wollte ich an der Stelle einfach mal ein Kompliment dalassen :-)
    Liebe Grüße,
    Nina

    Antworten
  5. Paleica
    Paleica sagte:

    bloggen war früher anders. bevor es soziale netzwerke gab, haben einfach weniger menschen das internet ununterbrochen privat genutzt, das angebot war viel, viel kleiner und es gab außer dem blog nichts zu betreuen. heute gibt es viel mehr kanäle, die man bespielen „muss“, wenn man „sichtbar“ sein will. es geht nur noch um google, um anonyme leser, nicht mehr um eine community und persönlichen ausdruck. ich gehöre noch zu dieser seltsamen spezies, die sich in einer sehr kleinen filterbubble bewegt, in der sich „die blogger von früher“ rumtreiben und ich distanziere mich immer mehr von allen „influencern“, aber ich will ja mit meinem blog auch grundsätzlich kein geld verdienen. „geld verdirbt den charakter“ heißt es – und geld hat leider auch dieses wunderbare hobby ziemlich kaputt gemacht. aber die zeiten ändern sich. allerdings behaupte ich, dass sich diese spirale nicht bis in alle ewigkeit weiterdrehen lässt, denn irgendwann wird sich wohl auch zu den usern rumsprechen, dass alles ohnehin nur „fake“ ist und wenn es an lukrativität verliert, verliert es an sexyness für die firmen und dann ist vielleicht auch wieder platz für persönlichkeit, weil die verschwinden, die sich einfach nur kohle „erschwindeln“ wollten.

    Antworten
  6. Larissa
    Larissa sagte:

    Ein mega toller Beitrag von dir! Kann ich ebenfalls nur unterschreiben und sehe ich genauso wie du. Am Schönsten ist es doch wenn nicht alles so gezwungen ist und wenn es nicht um die Reichweite, sondern um die Inhalte geht. Finde es sehr schade dass das alles – so wie es angefangen hat – mit heute nicht mehr viel zu tun hat. Kaum Blogs oder Instagram Accounts stechen für mich aus der Masse heraus.
    Liebe Grüße
    Larissa

    Antworten
  7. Mona
    Mona sagte:

    Daumen hoch für den Text! Ich finde es super schade, dass es kaum noch „normale“ instagrammer gibt. Gefühlt sehe ich nur noch Hochglanzprofile, die einen für einen Durchschnittsmenschen vollkommen unerreichbaren Lebensstil vermitteln (den ich btw allerdings auch nicht haben möchte), Profile die sich mal einen Schwung Likes, Follower und Kommentare kaufen und viel Falschheit…. nicht gekennzeichnete Werbung.

    Ich bin gespannt wie es weitergeht auf Instagram. Aber ich hoffe, du bleibst uns noch lange erhalten, genau wegen solcher Posts :)

    Antworten
  8. Milkandhoney Lifestyle
    Milkandhoney Lifestyle sagte:

    Richtig gut geschrieben! Ich bin bei dem Thema ganz bei dir.
    In solchen Gruppen tummle ich mich ehrlich gesagt gar nicht mehr, sondern versuche, mich einfach „allein“ durchzuschlagen.
    So weiß ich, dass die Kommentare echt sind und die Artikel auch – meistens – wirklich gelesen werden :)

    Mittlerweile nehme ich mir einen Tag in der Woche Zeit, um auf anderen Blogs zu kommentieren. Da kommt dann auch sehr oft etwas zurück. Sowas ist schön und für mich auch richtige Interaktion.

    Liebe Grüße,

    Franzi

    Antworten
  9. instylequeen
    instylequeen sagte:

    Hallo Marie,
    lange Zeit war mir es eigentlich egal, was meine Zahlen auf Facebook und Instagram so machen… Mittlerweile verdirbt es mir aber den Spaß an meinem Blog, weil ich tatsächlich das Gefühl habe, das sich PR-Firmen, Labels und auch die Menschen um einen herum nur noch dafür zu interessieren scheinen.. Unter den Bloggern wird ganz offen darüber gesprochen, das Follower, Kommentare und Co. gekauft wurden und den Agenturen scheint es tatsächlich egal zu sein. Vor allem sehen alle Accounts mittlerweile wirklich gleich aus. Die Idee eine Momentaufnahme mit dem Handy festzuhalten, wie ein kleines Tagebuch fand ich Anfangs wirklich schön. Doch damit hat Instagram mittlerweile nichts mehr zu tun. :-( Wenn man manch eine Story von „Influencern“ sieht, fragt man sich neben der Rauhfasertapete, wo den der Lifestyle so geblieben sein mag? Ich möchte mich nicht so stark verkaufen und weiterhin mein Ding machen, auch wenn es die Masse nicht zu interessieren scheint. ;-)
    Liebst Jasmine

    Antworten
  10. Thelipstickfox
    Thelipstickfox sagte:

    Ich unterschreibe diese Beitrag und kann nur applaudieren.
    Auch ich war in einer solchen Gruppe, wo es letztlich in Zank ausging, momentan bin ich wieder in einer , wo es aber gesittet zugeht und auch mal Verständnis entgegen gebracht wird, Weinmann mal nicht alles schafft zu kommentieren.
    Dennoch finde ich es extrem schwer , Interaktionen aufzubauen. Ich merke es ja an mir selbst: Ich nehme mir selten die Zeit, zu kommentieren und so machen das halt viele , außer sie haben die Erwartung, dadurch etwas zu bekommen .

    Man kann wirklich so viel zu diesem Thema schreiben , aber da sind wir morgen nicht fertig

    Antworten
  11. Jen
    Jen sagte:

    Ich kann deine Gedanken so gut nachvollziehen und kann gar nicht zu allem etwas schreiben, dann wäre ich morgen noch dabei.

    Ich war auch kurze Zeit in so einer Supportgruppe und es gab wirklich einen Zoff nach dem anderen. Manche Blogger sind mir dadurch sogar richtig unsympathisch geworden. Das Thema hatte sich also für mich dann auch schnell wieder erledigt.

    Zum Glück gibt es aber immer noch so viele liebe Menschen, die ganz ohne „Gruppenzwang“ kommentieren und liken. Ich versuche mir aber momentan auch wieder mehr Mühe mit Kommentaren zu geben, vor allem auf Blogs wird fast gar nicht mehr kommentiert, außer es gibt etwas zu gewinnen – so mein Eindruck.

    Das ist echt schade und war früher mal anders, ich merke aber auch, dass ich viel häufiger auf Insta kommentiere, einfach weil ich Blogs nur am Rechner lese und kommentiere und einfach zu viel unterwegs bin.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

Hinterlasse mir einen Kommentar.
Ich freue mich auf deinen Beitrag!

Schreibe einen Kommentar zu Marie-Theres Schindler Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.